Rückblick auf das Jahr 2020

Januar bis Juni

Von Anja Vollmar

Januar:

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Die Garage ist wieder gut gefüllt!

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Meterlange Quittungen …

Dieses Mal startet der Bericht anders, denn ich konnte im Januar nicht selber nach Otjiwarongo fliegen.

Alles Andere hat aber wie immer prima geklappt. Petra hat mit Hilfe von Frau Froulina wie in jedem Jahr zum Schulstart Schulmaterial, Schuluniformen und Schulspenden für die bedürftigsten Kinder ausgegeben. Insgesamt haben wir dafür dieses Jahr 15.000,00 € veranschlagt.

März:

So waren der Januar, der Februar und der halbe März noch ziemlich „normal“ – doch dann kam Corona …

Nicht nur hier hat dieses schreckliche Virus das Leben zum Erliegen gebracht.
Ab dem 15. März gab es für Namibia einen kompletten Lockdown!

Alle Schulen, Unis und Kindergärten wurden sofort geschlossen sowie alles, was nicht lebensnotwendig war.
Es war sehr schnell klar: Sollte sich das Virus hier oder in Afrika ausbreiten, gibt es eine Katastrophe. Die wichtigsten Maßnahmen, wie Abstand halten und Hygieneregeln sind hier kaum oder nur sehr schlecht umzusetzen.
Siehe: Ausführlicher Bericht über Corona.

Durch die allgemeine Corona Situation hat sich die Lage gerade für die ärmste Bevölkerungsschicht dramatisch verschlechtert. Viele hielten sich bisher durch kleine Nebenverdienste, wie Bonbons verkaufen, gerade so über Wasser.
Sie saßen in den Pausen an den Schulen und boten Süßigkeiten und auch kleine Snacks an. Der Verdienst war wirklich sehr sehr gering, doch sie konnten davon zumindest gelegentlich ein Brot für die Kinder kaufen oder auch mal eine Seife …

Andere haben am Straßenrand Früchte und Gemüse verkauft, doch auch diese informellen Händler wurden verboten, da sie die erforderlichen Hygiene- und Abstandsvorschriften nicht einhalten können.
Durch die Schließung der Schulen und den Lockdown haben sie nun gar kein Einkommen mehr! Für die ärmste Bevölkerungsschicht sollte es EINMALIG eine Sofort-Hilfe von N$ 750,00 (das sind gerade mal 50,00 €) geben. Leider hat es nicht für alle gereicht, da der Staat noch mit den Dürrehilfen der letzten Jahre zu kämpfen hat sowie viele andere Maßnahmen gegen die Corona Pandemie ergreifen musste. Die Stadtverwaltungen haben in den Siedlungen, die nicht an der Wasserversorgung angeschlossen sind, Tanks mit Seifenwasser (Tippi Taps) aufgestellt, damit sich die Menschen wenigstens ab und zu die Hände waschen können. Auch haben sie ca. 1200  Toiletten aufgestellt …

Petra arbeitet eng mit den Mitarbeiterinnen von Ministry of Gender, Equality and Child Welfare sowie Ministry of Health and Social Services zusammen. Sie haben ihr besonders während des Lockdowns viele Familien gebracht, die wirklich gar nichts mehr zu Essen oder keine Babymilch mehr hatten oder andere Hilfe brauchten.
Petras Büro war in der ganzen Stadt das einzige, das durchgängig geöffnet hatte.
Da auch das Multi Purpose Help Center schließen musste, half sie auch den Kindern aus, die bisher dort frühstücken und zu Mittag essen konnten.

Es kommen circa dreimal so viele Menschen in Petras Büro, die um Hilfe für Nahrungsmittel anfragen als sonst.

Unser Notversorgungs-Porridge-Programm, bei dem die Familien einmal im Monat 10 kg Maismehl (Porridge), 2 kg Zucker, 1 l Öl und einen Sack Äpfel bekommen, haben wir mit 10 Tütensuppen aufgestockt. Diese Suppen kosten nur N$ 4,50 (also nur ca. 30 cent), aber selbst dafür haben die Familien kein Geld mehr …

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Zudem haben wir unsere Nähgruppe mit der Anfertigung von Nasen-Mundschutzen beauftragt, damit wir diese den Familien kostenlos zur Verfügung stellen können.

Juni:

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Verbrennungen an Gesicht, Hals und Armen

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In regelmäßiger Nachbehandlung

Im Juni kommt eine Mutter mit ihrem zweijährigen Mädchen in Petras Büro.

Das Mädchen hat schlimmste Verbrennungen im Gesicht, am Hals und an den Armen. Die Mutter war mit ihr im Krankenhaus, doch dort fehlt es an Verbandsmaterial und Medikamenten, so bekommt jeder, egal ob Lungenentzündung, Verbrennungen etc. immer nur ein paar Tabletten Paracetamol und wird nach Hause geschickt …
Das eine Auge war komplett zugeschwollen, die verbrannte Haut fing an zu krusten und musste unbedingt entfernt werden.
Petra wusste, dass jetzt schnell gehandelt werden muss. Sie organisierte einen Termin in einem privaten Ärztehaus. Die Ärzte erklärten sich sofort bereit, dem Mädchen unentgeltlich zu helfen. Es musste nur ein OP-Saal organisiert und bezahlt werden. Die OP dauerte mehrere Stunden, die gesamte verbrannte Haut konnte noch entfernt werden. Sie muss jetzt regelmäßig zur Nachbehandlung, aber es geht ihr schon viel besser!
Die Paten von dem Bruder des kleinen Mädchen haben sofort für die Behandlungskosten gespendet. VIELEN DANK!!!

Bei 3 Studentinnen haben wir die ausstehenden Kosten für die Studiumsgebühren übernommen, da ihre Familien sie aus Geldmangel durch Corona nicht mehr unterstützen konnten.
Eine von den jungen Frauen, Melissa, hat einen sehr guten Schulabschluss und studiert im letzten Semester Psychologie. Zu den Examen im November wird sie aber erst nach Begleichung der offen stehenden Gebühren von N$ 20.800,00 zugelassen. Die Familie, besonders ihr Onkel, hat sie in den letzten Jahren finanziell unterstützt. Unglücklicherweie ist der Onkel letztes Jahr verstorben. Daher werden wir ihr gerne helfen.

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Leider ist das Virus bei der armen Bevölkerung angekommen und breitet sich immer weiter aus.

Hier müssen oft 10-15 Menschen in einer Hütte leben, meist ohne Strom und Wasser. So ist es sehr schwierig, die Hygienemaßnahmen oder den Abstand einzuhalten. Da hat das Virus leichtes Spiel …
Daher ist an Lockerungen gar nicht zu denken und somit auch nicht an eine Besserung der (finanziellen) Situation.
Aufgrund von Perspektivlosigkeit, geschlossenen Schulen, Unsicherheit über diese ganze Situation und einem Anstieg an häuslicher Gewalt, steigt auch die Selbstmordrate unter den Kindern weiter an.

Daher möchte ich Ihnen/Euch ganz herzlich für die bisherige tolle Unterstützung danken! Mit Ihrer/Eurer Spende können wir vielen Menschen einen Funken Hoffnung schenken und Hunger stillen!

DANKESCHÖN! Und bleiben Sie gesund!

Herzliche Grüße
Anja Vollmar